Es ist eine Tradition, die von ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat: Auch in diesem Jahr lädt die SPD Neugraben-Fischbek zur Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus ein. Das gemeinsame Erinnern findet am Mittwoch, 9. November 2022 um 11:00 Uhr an der Gedenktafel vor dem Kundenzentrum Süderelbe am Neugrabener Markt statt. Anschließend lädt die SPD Jung und Alt zu einer Tasse Kaffee ein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Der 9. November ist ein besonderes Datum in der deutschen Geschichte: Mit der Novemberrevolution 1918 löste die Demokratie Kaiser Wilhelm II. und die Monarchie ab. 1989 fiel die Berliner Mauer und ebnete den Weg für ein wiedervereintes Deutschland. Zwei Höhepunkte der Demokratie. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 hingegen war ein Tiefpunkt: In der sogenannten Reichspogromnacht organisierten sich Schlägertrupps der Nationalsozialisten und setzten jüdische Geschäfte, Synagogen und andere Einrichtungen in Brand. Tausende Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet – auch in Hamburg. Diese Nacht war der Auftakt der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, der Beginn des Holocaust mit Millionen Ermordeten.
In der repräsentativen MEMO-Studie der Stiftung EVZ aus diesem Jahr stimmten mehr als 20% der 1.000 befragten Menschen ab 16 Jahren der Aussage zu „Ich bezweifle, dass alles stimmt, was über das Ausmaß der Judenverfolgung berichtet wird.“ Sogar mehr als 25% befürworten die Aussage „Es ist Zeit für einen Schlussstrich unter die nationalsozialistische deutsche Vergangenheit.“ Die Ergebnisse der Studie können als Alarmsignal gedeutet werden. Dem empfundenen Überdruss am Thema Nationalsozialismus folgen Geschichtsvergessenheit und Raum für demokratiefeindliche und rassistische Ideologie.
„Gemeinsam zu erinnern und in die Vergangenheit zu blicken, heißt immer auch, darüber nachzudenken, was der Antisemitismus und die Fremdenfeindlichkeit von damals mit unserer Gegenwart zu tun haben“, sagt Nils Steffen, SPD-Vorstandsmitglied und Historiker an der Universität Hamburg. „Im Gedenken an die Opfer wollen wir ein Zeichen setzen für ein diskriminierungsfreies und solidarisches Miteinander in Neugraben und darüber hinaus.“